Einer flog über das Kuckucksnest (eng: One Flew Over the Cuckoo’s Nest) ist ein US-amerikanisches Filmdrama von Miloš Forman aus dem Jahr 1975. Der vielfach preisgekrönte Film über die, vordergründig, Insassen einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ken Kesey und des darauf beruhenden Theaterstücks von Dale Wasserman.
Miloš Forman, geb. 18.02.1932 in Čáslav, Tschechoslowakei, ist ein tschechischer Regisseur, der gekennzeichnet durch den frühen Verlust seiner Eltern durch das NS-Régime, schon immer die Konflikte unangepasster Helden mit seiner politischen Umwelt thematisierte.
Zitat: „Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“
Während des Prager Frühlings 1966 emigrierte Jan Tomáš Forman, so der Geburtsname, mehr oder weniger freiwillig in die Vereinigten Staaten und nahm 1975 deren Staatsbürgerschaft an.
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Hintergrund:
Kenneth Elton „Ken“ Kesey (17. 09.1935 – 10.11.2001), war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Aktionskünstler, der mit seiner Novelle „Einer flog über das Kuckucksnest” 1962 einen Welterfolg landete.
Die Inspiration zu diesem Stoff erhielt Kesey 1959, während er neben seinem Studium „Kreatives Schreiben” an der Stanfort University in Paolo Alto, noch am Veterans Hospital im kalifornischen Menlo Park als Aushilfe in der Psychiatrieabteilung arbeitete.
Auch war er im Rahmen des CIA-Forschungsprogramms MK-ULTRA als Testperson tätig und erhielt so psychoaktive Drogen, u.a. LSD verabreicht, um deren Auswirkungen zu studieren.
All die dortigen Erlebnisse verarbeitete er später zwischen Winter 1960 bis Frühling 1961 zu seinem Roman.
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Handlung:
Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, lässt sich der wegen Verführung einer Minderjährigen verurteilte Randall Patrick (R.P.) McMurphy (Jack Nicholson) in eine psychiatrische Anstalt einliefern.
Dort findet er ein menschenverachtendes System vor. Unter der Herrschaft der kaltherzigen und machtbesessenen Oberschwester Ratched (Louise Fletcher) werden die Insassen mit Medikamenten und Elektroschocks ruhiggestellt und jeder freie Gedanke im Keim erstickt.
McMurphy, der sich der Routine der Anstalt nicht anpassen will, rebelliert gegen das strenge Regelwerk und sichert sich damit die Gunst seiner Mitinsassen. So „entführt“ er beispielsweise die anderen Insassen mit einem Boot zum Hochseefischen oder stellt mit ihnen ein Basketballspiel auf die Beine. Die Insassen gehen nach und nach mehr aus sich heraus, weil McMurphy die ganze Atmosphäre lockert.
Wegen seines Widerstandes gegen die Unterdrückung und nicht zuletzt auch wegen der Agressionen gegen Schwester Ratched wird McMurphy einer Lobotomie unterzogen. Als er wieder auf die Station gebracht wird, beschließt der Häuptling „Chief Bromden”
(Will Sampson), den gemeinsamen Traum der beiden in die Tat umzusetzen und zu fliehen.
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Deutsche Version:
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Englische Version:
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Fazit:
Das Werk ist eine offene Anklage der Bevormundung vermeintlich Schwächerer.
Es stellt u.a. die Frage, wer das Recht hat, über andere Menschen zu bestimmen, sie in Gruppen einzuteilen, sie beherrschen zu wollen.
Was ist Freiheit, wo beginnt sie, wo endet sie? Was ist Diktatur, wo/wie beginnt Sklaverei?
Wie weit darf eine Gemeinschaft, ein System gehen? Welche (Druck)Mittel sind „noch” legitim.
All diese Fragen versteht Forman auf geniale Weise aufzuwerfen und die Zuseher zum Nachdenken zu animieren.
Nachtrag:
Bei einigen Kritiken (wenige weiter unten angeführt) die so im Netz herumgeistern fragt man sich, haben diese Kommentatoren je den Film gesehen, wenn ja, dann haben sie ihn wohl nicht verstanden.
MfG
guru
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Auszeichnungen:
- Oscar: Bester Film, Beste Regie (Miloš Forman), Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher).
- Britischer Filmpreis: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher), Bester Nebendarsteller (Brad Dourif), Bester Schnitt
- Bodil: Bester nicht-europäischer Film
- Writers Guild of America: Bestes Drehbuch nach literarischer Vorlage
- Directors Guild of America: Beste Regie
- Golden Globe Award: Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson), Beste Hauptdarstellerin (Louise Fletcher), Bester Nachwuchsdarsteller (Brad Dourif)
- David di Donatello: Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jack Nicholson)
- Nastro d’Argento: Beste Regie
- Los Angeles Film Critics Association Awards: Bester Film
Weitere Auszeichnungen der Schauspieler nicht weiter angeführt.
1998: Platz 20 der 100 besten Filme aller Zeiten (2007: Platz 33)
Die von Louise Fletcher verkörperte Rolle der Schwester Ratched erreichte Rang 5 der Top-50-Schurken.
In der Liste der 100 meist inspirierenden Filme rangiert der Film auf Platz 17.
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Kritiken:
„Eine unterhaltsame Tragikomödie, überzeugend in der Schauspielerführung und Milieuzeichnung, zugleich aber fragwürdig in der eher oberflächlichen, auf Lach- und Schockeffekte spekulierenden Schilderung des ‚Irrsinns‘.“ – Lexikon des internationalen Films
„Das 1975 gedrehte Psychodrama brachte nicht nur dem aus der Tschechoslowakei geflohenen Miloš Forman den US-Durchbruch, sondern festigte auch Jack Nicholsons Status als nonkonformistischer Star. […] Das Ergebnis ist ein überragendes Werk, das sowohl komische als auch tragische Elemente gekonnt verbindet. Der Erfolg des Filmes ist vor allem dem genial aufspielenden Jack Nicholson zu verdanken, der McMurphy gekonnt von Moll bis Dur bis in die kleinste Nuance beherrscht. ‚Einer flog über das Kuckucksnest‘ wurde so zum finalen Höhepunkt des New Hollywood Cinema, dem amerikanischen Autorenkino der 1960er und 70er Jahre, das bald durch die Flut anspruchsloser Blockbusterfilme zu einem jähen Ende kam.“ – Filmreporter.de
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Verwandte Artikel:
- Brave New World (1998)
- George Orwell — 1984
- Fahrenheit 451 (1966)
- H.D. Thoreau: Begründer des Zivilen Ungehorsams
- Massenmanipulation durch Medien
- Adam Curtis — The Century of the Self
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Quellen:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Einer_flog_%C3%BCber_das_Kuckucksnest
- http://www.moviemaze.de/filme/522/einer-flog-ueber-das-kuckucksnest.html
- http://de.wikipedia.org/wiki/Milo%C5%A1_Forman
- http://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Kesey
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