Die Rede von Häuptling Seattle die er vor dem Gouverneur des Washington-Territoriums 1855 gehalten hat, von Hannes Wader musikalisch aufgearbeitet:
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Häuptling Seattle (1786−1866) war ein bekannter indianischer Anführer und bedeutender Redner. Er verfolgte eine Strategie der Anpassung an die weißen Siedler. So war seine enge persönliche Beziehung mit David Swinson Maynard wesentlich für die erfolgreiche Gründung der nach ihm benannten Stadt Seattle verantwortlich. Häuptling Seattle wird eine vielfach publizierte Rede zugeschrieben, die eine gewisse Rolle in der westlichen Ökologiebewegung gespielt hat. Welche Anteile der verschiedenen Fassungen dieser Rede von Seattle selbst stammen, ist umstritten.
Die Tatsache der Rede und ihre Dauer von etwa einer halben Stunde sind historisch dokumentiert. Allerdings gibt es keine authentische Niederschrift des Inhalts, sodass viele unterschiedliche – und möglicherweise verfälschte – Versionen kursieren. So wurde die erste bekannte Version erst 33 Jahre später, 1887, von Dr. Henry A. Smith in der Zeitung Seattle Sunday Star veröffentlicht. Zwar ist sicher, dass Smith bei Seattles Rede anwesend war, allerdings hat er Seattle kaum verstanden, da dieser die Rede nicht auf Englisch, sondern in seiner eigenen Sprache hielt. Eindeutige Hinweise auf die Ungenauigkeiten sind in der Rede vorkommende Details, die nicht aus der Lebenswirklichkeit Seattles stammen können, so etwa der Ziegenmelkervogel oder der Bison, die es in Seattles Heimat nicht gab oder die Eisenbahn, die erst lange nach dem Vertragsabschluss gebaut wurde. Populär wurde die Rede erst mit der dritten Version, die in den 1970er und 1980er Jahren in Umlauf kam. Sie hat nur noch sehr geringe Ähnlichkeit mit der ersten Version und wurde 1972 von Ted Perry für einen Film über Ökologie verfasst. Diese moderne Version faszinierte zahlreiche Menschen und gewann damit starke Bedeutung für die Umweltbewegung, für welche die Rede des Häuptling Seattle genauso wie die angebliche Weissagung der Cree zu einem modernen Mythos wurde.
Die Häuptling Seattle zugeschriebene bzw. angedichtete Rede ist heute aktueller denn je. Die moderne Konsumgesellschaft fordert der Natur immer mehr Tribut ab und spiegelt sich in Ereignissen wie der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und der mehrfachen Kernreaktorschmelze von Fukushima wieder. Die Gier der Menschen und ihrer Industrien leistet ihren Beitrag dabei nicht nur durch direkte Abfallprodukte und gedankenlosen Umgang mit Umweltgiften (z.B. Pestiziden), sondern auch durch die geplante Obsoleszenz. Dieser vielfach verwendete Kunstgriff der Ingenieure verringert die Haltbarkeit oder die Funktionsdauer des spezifischen Produkts und resultiert in gewaltigen Mengen unnötigen Mülls. Es dient dazu, den Konsumenten nach einer gewissen Zeit zum Neukauf zu zwingen, weil Reperaturen meist teurer sind als ein Neuerwerb. Dies stellt ein wichtiger Motor für das ständige Wachstum der Konsumgesellschaft dar.
In der Natur gibt es aber kein exponentiell endloses Wachstum, wie es von der Wirtschaft propagiert und praktiziert wird. So stoppen selbst Bakterien unter Idealbedingungen ihre Ausbreitung im Nährmedium, weil sie ihre Umgebung zu stark übersäuern sobald sie die kritische Masse erreicht haben.
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ Mahatma Gandhi
Wann haben wir wohl die physischen Grenzen unseres Planeten erreicht?
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