Gestern Abend sprach sich das slowakische Parlament nach langer Debatte gegen eine Reform des Euro Rettungsschirms EFSF aus, als letztes und einziges der 17 Euroländer. Da die amtierende Premierministerin Iveta Radicova die Abstimmung auch mit einer Vertrauensfrage verbunden hatte, ist somit ihre Regierung ebenfalls gescheitert. Das bedeutet aber leider noch lange nicht das Aus des EFSF und des kommenden diktatorischen ESM!
Nur 55 der 150 stimmberechtigten Abgeordneten stimmten für die Ausweitung des Rettungsschirms und damit auch für ein Vertrauen in die Regierung. 76 der 150 Stimmen wären allerdings für einen Erfolg notwendig gewesen. Weder der neoliberale Koalitionspartner SaS (Partei für Freiheit und Solidarität) noch die größte Oppositionspartei, die sozialdemokratische Smer unterstützten das Votum von Radicova und ihrer christlich-liberalen Partei SDKU. Die SaS hatte dagegen auf Sonderkonditionen für die Slowakei gepocht. Ihr Fraktionsführer, Parlamentspräsident Robert Skulik, sprach sich dagegen aus, dass sich Bratislava am permanenten Euro-Stabilisierungsmechanismus ESM, der den EFSF 2013 ablösen soll (oder laut dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble auch schon früher), beteilige.
Allerdings kündigte die Smer bei der geplanten zweiten Abstimmung bereits im Anschluss ihre Zusage an. Wie bitte … Zweite Abstimmung???
Ja, sie haben richtig gelesen – in der Slowakei kann bei internationalen Verträgen (i.G. zu nationalen Gesetzen) nämlich ein zweites Mal abgestimmt werden! Und der frühere Regierungschef Robert Fico und seine Smer-Partei könnten mit einem Ja in einer zweiten Runde die notwendige Mehrheit für das Reformgesetz absichern und somit dem EFSF Tür und Tor öffnen. Verlangt werden dafür von ihm ein Rücktritt des jetzigen Kabinetts sowie vorgezogene Neuwahlen.
Wer sich dabei an die in Frankreich und den Niederlanden gescheiterten Abstimmungen über die EU Verfassung von 2005 erinnert sieht, kann sich ja denken, wie das zweite Votum aller Voraussicht nach ausgehen wird.
Damals wurde die EU-Verfassung an einigen Ecken und Enden aufpoliert, in Lissabon-Vertrag umgetauft und den Parlamenten der EU erneut zur Ratifizierung vorgelegt. Nur Irland stellte sich dann noch im Sommer 2008 quer – doch auch dort half ebenso eine zweite Abstimmung inklusive teurer Propagandakampagne, um die Gegner aus dem Weg zu räumen. Die Durchsetzung des Lissabon Vertrags wurde dadurch lediglich verzögert, und trat endgültig am 1. Dezember 2009 in Kraft. Das nennt sich Demokratie – wenn man solange über ein Gesetz abstimmen lässt, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
Dass sich das slowakische Parlament nun traut aufmüpfig zu werden und sich der EU-Finanzagenda in den Weg zu stellen, ist zwar lobenswert, aber nur ein einsamer Aufruf im Dickicht der Macht der Finanzoligarchen und ihrer Bankenkartelle. Die Aufgabe von Regierungen ist es ja, die ihnen vorgegebenen Pläne auszuführen und den Völkern ihre eigene Versklavung entsprechend als notwendigen Fortschritt zu verkaufen. Sollte kurzweillig etwas wahre demokratische Gerechtigkeit aufflammen, so hat das System dafür natürlich mit Mitteln wie hier z.B. mit Zweitabstimmungen vorgesorgt. Echter Widerstand kann nur direkt aus dem Volk kommen, und nicht von den Systeminstitutionen selbst!
Iveta Radicova sagte vor dem Votum: „Mit der Abstimmung gehe es um die Zukunft der Slowakei in Europa und die Vertrauenswürdigkeit des Landes!” In Wirklichkeit geht es um ihren Kopf – ein Scheitern wird von ihren wahren Dienstgebern in Brüssel und in der slowakischen Zentralbank nämlich nicht toleriert. Die anderen 16 Euroländer haben es ihr ja schon brav vorgemacht. So betonten der farblose und nichtgewählte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und sein Kollege, der Maoist und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso: „Wir bleiben zuversichtlich, dass sich die slowakischen Behörden und das Parlament über die Bedeutung im Klaren sind, den EFSF zur Sicherung der Finanzstabilität flexibler zu machen und auszuweiten.“
Nach der Abstimmung meinte Radicova noch: „Jetzt geht es nicht mehr um einzelne Länder, sondern um den Euro an sich. (…) Wollen wir tatsächlich sagen, dass 17 Regierungen nur aus Dummköpfen bestehen?“
Meine persönliche Antwort dazu: „Ja! Entweder das, oder diese sind Verräter am eigenen Volk – genauso wie sie!”
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Quellen:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lissabon
- http://orf.at/stories/2083873/2083874/
- http://orf.at/stories/2083951/
Bilder:
- http://mobil.morgenpost.de/img/ic?width=220&height=280&fsize=49000&format=jpg&url=%2Fimages%2Fcache%2Fesc-teaser1067609.jpg
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3 Responses to Slowakei: Erstes NEIN zur EU-Finanzdiktatur!