Die Dokumentation Starsuckers aus dem Jahre 2009 greift tief in die psychologische Trickkiste der Medien und exponiert die an sich einfachen Prinzipien mit denen sie die Massen in ihren Bann schlagen und unser Weltbild und unsere Kultur grundlegend formen. Warum hat denn „berühmt zu sein” eigentlich für so viele Menschen einen so hohen Stellenwert? Warum werden Prominente so verherrlicht? Und wie spiegelt sich das in unserer Gesellschaft wieder?
Ohne es zu wissen oder gar zu ahnen, sind Millionen von Menschen den Tricks und der Manipulation der Medien anheim gefallen. Sie sind Meister darin uns zu faszinieren, zu bezaubern, in die Irre zu leiten, abzulenken und zu kontrollieren.
Die Medien machen sich dabei eine ganz simple, jeder und jedem von uns innewohnenden Eigenheit zu Nutze:
Unsere natürliche, instinktive Begierde nach Berühmtheit.
Auch wenn die meisten das auf Anhieb bestreiten werden, so konnten aufgrund dieses Prinzips die Medienkonglomerate eine immense Macht aufbauen. Die Prominenten werden dabei künstlich zu Ikonen hochstilisiert, als Alpha-Männchen und ‑Weibchen präsentiert, die es nachzuahmen gilt.
Schon vor langer Zeit orientierten sich die Gruppenmitglieder einer jeden Sippe jeweils an den AnführerInnen, um sich dadurch mittels Immitation derer Eigenschaften und Verhaltensweisen selbst einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Das medizinische Korrelat sind dabei die seit 1995 bekannten Spiegelneuronen, die uns schon im Säuglingsalter das Kopieren von elterlichem Verhalten ermöglichen. Solche Muster können z.B. auch bei Primaten beobachtet werden.
Die Bedienung solcher uralter Instinkte spiegelt sich im Mißbrauch der Stars (künstliche Alphatiere) als Werbeobjekte für die verschiedensten Konsumprodukte wieder. Uns Untertanen soll weisgemacht werden, dass wir nur dann auch so erfolgreich und reich (und anscheinend so glücklich) sein werden, wenn wir die selben Produkte und Verhaltensweisen wie unsere „Idole” verwenden … und wir nur dann das Meiste aus unserem Leben herausholen, wenn wir selber auch reich und berühmt geworden sind.
Der moderne Voyeurismus mit all seinen paparazzistischen Auswüchsen in den Boulevardmedien oder auch die narzisstische Selbstdarstellung von Millionen von Menschen auf sozialen Onlineplattformen wie z.B. Facebook oder Twitter werden gezielt gefördert. Dass das ganze Schauspiel aber nur ein Trick ist, um uns von Kindesalter an künstlichen Wertvorstellungen auszusetzen und uns brav im Hamsterrad strampeln zu lassen, erkennen die meisten zu spät (wenn überhaupt).
Der Konsum ist das Soma unserer Schönen Neuen Welt geworden. Wie in Aldous Huxley’s dystopischen Roman werden wir dadurch künstlich glücklich gehalten und akzeptieren oder verdrängen eher die Mißstände unserer euphemisierten Kultur, die sich ansonsten in Unzufriedenheit und Depressionen äußern. Dieser primitive Trick ist einer der künstlichen Motoren der die zerstörerischen Massenkonsumgesellschaften heute am Leben erhält.
Wie und warum die Medien diese instinktverbundenen Muster für sich zu Nutzen machen, erklärt der Dokumentarfilm Starsuckers in Form von 5 Kapiteln:
- Beginne mit ihnen wenn sie jung sind
- Halte sie süchtig
- Festgefahrenes Verlangen
- Sammeln von Informationen
- Erschaffen von Nachrichten
So gelang es dem Filmteam von Starsuckers unglaublicherweise selbst erfundene Geschichten über Prominente an verschiedene Zeitungen in England zu verkaufen (z.B. „Avril Lavigne wurde schlafend in einem Nachtklub gesehen”). Die Lügengeschichten wurden dann ohne der geringsten Überprüfung der Angaben gedruckt und ausgeliefert. Es ist ein trauriges Zeugnis eines ausgearteten „Kopieren-Einfügen-Journalismus” ohne Ethik geworden, der in der Spitzelaffäre um Rupert Murdochs Medienimperium einen neuen offiziellen Höhepunkt erreicht hat. Es geht nur noch darum die Bevölkerung mit irgendwelchen Geschichten zu füttern, zu unterhalten und bei Laune zu halten, ohne Rücksicht auf die Wahrheit zu nehmen.
Die 5 präsentierten Punkte sind die Grundbausteine, mit denen die Medien das Berühmtheits-Prinzip zur Kontrolle der Massen und zum Aufbau ihrer Macht mißbrauchen. Dass die Politik vor einem solchen Machtapparat kuschen muss, oder ihn selbst benützt, liegt auf der Hand.
Wir werden nicht wie Bürger behandelt, sondern zu instinktgesteurte Konsumenten degradiert, zu einfach steuerbaren Untertanen. Wir werden nicht wie Menschen behandelt, sondern zu Sklaven unserer materialistischen Bedürfnisse erzogen, zu Affen gemacht. In einem Alter, in dem wir uns intellektuell noch nicht gegen das mediale Bombardement zur Wehr setzen können, wird uns schon im Gehirn herumgefummelt und uns die „rechte” Lebenslaufbahn vorgegeben. Jeder Ausreißer aus dem System wird belächelt, ausgegrenzt oder für verrückt gehalten. Und es wachsen gerade ganze Generationen heran, die noch nie so stark unter dem Einfluss der Medien standen wie die heutigen …
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Download: hier oder
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Die Dokumentation Starsuckers wurde durch S2S Productions von Christina Slater und Felicity Leabeater unter der Regie von Chris Atkins produziert.
Leider konnte ich noch keine deutsche Version oder deutsche Untertitel zum Film ausmachen. Wenn jemand von euch eine solche finden sollte, würde ich mich über eine Nachricht freuen 🙂 !
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Zur Vertiefung der Thematik empfehlen wir interessierten Lesern/ Zuschauern weitere Dokumentarfilme und Reportagen aus unserer Mediathek:
- Das Lügenfernsehen: Auch wenn „Reality” draufsteht, ist nicht Realität drin.
- Adam Curtis: The Century of the Self: Wie sich die Werbeindustrie Sigmund Freud’s Erkenntnisse aus der Psychoanalyse zu Nutze macht(e) um uns im Zeitalter der Massendemokratie zu manipulieren und zu kontrollieren.
- Psywar: Die wesentlichen Punkte von The Century of the Self zusammengefasst.
- Schwarz wie Milch: Kurzfilm über mediale Manipulation
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13 Responses to Starsuckers – Enthüllung einer von Berühmtheit besessenen Kultur